Schon im vergangenen Jahr brachen die Zahlen neu erteilter Baugenehmigungen massiv ein. So langsam müsste die Talsohle erreicht sein, könnte man meinen. Doch dem scheint nicht so zu sein. Die Bilanz für das erste Halbjahr 2024 zeigt weiter große Rückgänge gegenüber den ohnehin schon schlechten Vorjahreszahlen. NRW steht jedoch weniger schlecht dar als der Bundestrend.
Düsseldorf/Wiesbaden. Die Zahl neu erteilter Baugenehmigungen für Wohnraum ist in NRW weiterhin deutlich rückläufig. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres erteilten die Bauämter in Nordrhein-Westfalen insgesamt 19.798 Wohnungen eine Baugenehmigung, wie das statistische Landesamt IT.NRW jetzt mitgeteilt hat. Das sind noch einmal 6,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, der sich seinerseits schon durch einen starken Rückgang der Genehmigungszahlen ausgezeichnet hatte. Damals war ein Minus von 32,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt worden.
Der Absturz des Wohnungsbaus in NRW hat also ganz offensichtlich an Geschwindigkeit verloren, aber noch immer nicht die Talsohle erreicht. Dabei entwickeln sich die Genehmigungszahlen für neue Einfamilienhäuser überdurchschnittlich schlecht: Sie sanken im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22,7 Prozent. Mehrfamilienhäuser standen dagegen mit einem Minus von 4,0 Prozent da. Lediglich das Zweifamilienhaus wies mit -0,9 Prozent einigermaßen stabile Genehmigungszahlen auf. Mit 1.048 Wohneinheiten ist es allerdings auch der am seltensten genehmigte Gebäudetyp.
Erhebliche regionale Unterschiede bei Genehmigungszahlen
Im ersten Halbjahr 2024 wurden demgegenüber 11.935 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 2.828 Einfamilienhäuser genehmigt. Die Genehmigungen von neuen Wohnungen, die in Bestandsgebäuden geschaffen werden sollen, gingen mit 5,1 Prozent nicht ganz so stark zurück wie die Genehmigungen für Neubauten mit -7,8 Prozent. IT.NRW weist darauf hin, dass die Baugenehmigungszahlen insgesamt sich regional höchst unterschiedlich entwickelt haben. So verzeichnete der Regierungsbezirk Köln ein Minus von 17,4 Prozent, Münster kommt auf -10,7 Prozent, Düsseldorf auf -7,1 Prozent und Detmold auf -1,7 Prozent.
Demgegenüber vermeldete der Regierungsbezirk Arnsberg sogar einen Zuwachs: Hier wurden im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 18,5 Prozent mehr Wohnungen genehmigt, als im Vorjahreszeitraum. Allerdings hatte man im Vorjahr mit einem Minus von 47,7 Prozent auch den landesweit mit Abstand höchsten Rückgang bei den Genehmigungszahlen zu vermelden gehabt. Insgesamt sind die Genehmigungszahlen sehr schwach und deuten auf eine lang anhaltende Krise im Wohnungsbau an Rhein und Ruhr hin – zumal nicht alle genehmigten Wohnungen auch wirklich bald gebaut werden, Stichwort Bauüberhang.
Entwicklung in NRW viel weniger negativ als im Bundestrend
Doch so schlecht die Lage in Nordrhein-Westfalen auch ist: Sie ist immer noch bedeutend besser als im Rest der Republik. Das zeigt der Blick auf die jüngst vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten bundesweiten Zahlen zur Entwicklung der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2024: „Im 1. Halbjahr 2024 wurden 85.300 Neubauwohnungen genehmigt und damit 23,5 Prozent oder 26.200 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum“, heißt es in der Pressemitteilung der Statistiker. Beim Einfamilienhaus lag das Minus bundesweit bei 30,9 Prozent, beim Zweifamilienhaus waren es 14,9 Prozent weniger und beim Mehrfamilienhaus 20,8 Prozent unter dem Niveau des bereits sehr schwachen Vorjahreszeitraums.
Bezieht man nicht nur Neubauwohnungen, sondern auch Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden mit ein, betrug das Minus bei den Genehmigungen im ersten Halbjahr 2024 immer noch 21,1 Prozent. All diese bundesweiten Zahlen sind noch erheblich schlechter, als die Entwicklung in NRW, welche mithin im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich gut ausfällt. Die Bemühungen der NRW-Landesregierung um ein möglichst gutes Klima für den Neubau und insbesondere ihre enormen Anstrengungen, Bauprojekte mit der öffentlichen Wohnraumförderung zu retten, zahlen sich also aus.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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